30 Dezember 2017

Räuchern


Das Räuchern hat in meiner Familie einen eigenen Stellenwert. Besonders meine verstorbene Oma aus dem Südtirol hatte wohl noch ganz viel solches Wissen. Sie räucherte zum Beispiel ihre eingesalzenen Würste und Speckseiten nur mit Wacholderbüschen. Ich erinnere mich an die 4m hohe und pechschwarze Küche, oben hing der Rauch und die Speckseiten schauten unten etwas raus. Der Rauch wurde im Schlafzimmer meiner Oma in ihrem kleinen Ofen erzeugt, der durch ein Rohr mit der Küche verbunden war. Sie hatte ein warmes Zimmer und die Küche Rauch;)

Meine Oma war damals auch diejenige, die die Verstorbenen im Dorf wusch und zurecht machte. Das Ausräuchern der Sterbezimmer nach der Beerdigung waren sehr wichtige Rituale. Das Zimmer wurde ausgeräuchert und 3 Tage nicht betreten. Erst dann wurde es gut gelüftet und wieder "frei" gegeben.
Leider konnte ich diese Erlebnisse nicht selbst erleben, da wäre ich "Feuer und Flamme" gewesen. 
Meine Mutter erzählte mir dies, da sie als Kind immer viel dabei war. Sie meint noch heute, dass ihr das damals nicht geschadet hat. Es gehörte zum Leben halt dazu. Sie meint auch, dass Sterbende oder Verstorbene ihr darum vielleicht keine Angst machen.

Mein grosser Bruder war früher Sternsinger und das recht lange. Er war der Mohr und räucherte beim  Besuch bei uns jeweils die Bude regelrecht zu. Das sind wohl meine frühesten Erinnerungen ans Räuchern. Mir gefiel dieser besonders duftende Rauch sehr.

Als Ministrantin war ich bei hohen Gottesdiensten oft diejenige, die gerne den Weihrauch schwenkte, denn diese Ministranten hatten einen eigenen Ablauf und durften oft während der Messe draussen das Weihrauchfässchen schwenken, damit die glühende Kohle nicht  erlosch. Ich schwenkte oft mit Wonne und es roch dann ganz wunderbar;) Oder für Gewisse weniger.....

Das Räuchern neben religiösen Anlässen kommt in unseren Breitengraden nur noch wenig zur Anwendung, denn viel altes Volkswissen und Traditionen gehen/ging in den letzten Jahrzehnten verloren, was ich sehr schade finde. Damit ich dem etwas entgegensteuern kann, zeige ich Euch hier meine Räuchererkenntnisse;)


Eine einfache Variante des Räuchern ist mit einer feuerfesten Schale, Sand (hier gewöhnlicher Vogelsand) und Räucherkohle. Die kann in Stangen gekauft werden.
Sie wird in die Schale gelegt oder gestellt und muss zuerst mit einem Zündholz angezündet werden. Sie glüht (wie ein Zischen) dann  einmal durch und erst dann  können Kräuter oder/und Harze darauf gelegt werden, denn dann ist sie heiss.


Die Kräuter und Harze bitte in Massen auf die Kohle legen. Wenig ist in dem Fall mehr.


Verbrannte Harz- oder Kräuter-Stücke mit einer Pinzette oder ähnlichem entfernen und nach Wunsch weitere Harze auflegen.
Nach dem Räuchern nach Wunsch den Rauch im Raum etwas belassen.
Danach auf alle Fälle gut lüften. Die Räume sind danach sehr frisch und klar.


Die Rauhnächte sind eine Art Zwischenzeit, in der nach altem Volksglauben das Rad des Lebens zum Stillstand kommt und die Schicksalsfäden für das kommende Jahr gesponnen werden. Früher glaubte man, dass in dieser Zeit alles ruhen sollte, um dieses "weben" nicht zu stören. Es war die Zeit, des Rückzugs, der Innenschau und der Reflexion. Das alte Jahr wurde auf diese Art gut verabschiedet, alle Monate des vergangenen Jahres wurden angeschaut. Vieles sollte im alten Jahr bleiben und keine "Schlacken" sollten mit in's neue Jahr. Daher wurde in dieser Zeit auch viel geputzt und Heim und Stall intensiv ausgeräuchert.


Weihrauch ist wohl eines der ältesten Räucherwaren. Die älteste Geschichte ist wohl die der drei Könige, sie brachten Weihrauch, Myrre und Gold. Drei der wertvollsten Gaben zu dieser Zeit.
Weihrauch ist ein luftgetrocknetes Gummiharz, das vom Weihrauchbaum mittels einschneiden der Rinde gewonnen wird. Die Farben sollten im gelb-braun variieren. Rote sind wohl eingefärbt.
Der Ursprung der Harze ist der Orient und Afrika.


Weiter gibt es zum Thema Räuchern weiter verschiedene Räuchermischungen. 


Ebenfalls ein besonders Harz, das als  Styrax eigentlich bekannt ist aber auch als Amber oder Balsam in alten Büchern benannt wird. Es wird wie der Weihrauch gewonnen und benützt.


Myrrhe ist ebenfalls ein Harz eines "Balsambaumes". 
Ein kurzer Film des Schweizer Fernsehens zeigt nochmals einfach, wie Baumharze gesammelt werden und wie der Umgang mit der Räucherkohle funktioniert

Früher war es für die Bauern von existenzieller Bedeutung, das Vieh und die Familie gesund durch den Winter zu bringen. Das Ausräuchern von Heim und Stallungen mit getrockneten Kräutern war eine wichtige Aufgabe. Die Kräuter zusammen mit Weihrauch hatten eine desinfizierende Wirkung.
Kräuter die im Sommer gesammelt wurden sowie gesegnete Kräuter die an Maria Himmelfahrt noch an vielen Orten gesegnet werden.

Kräuterklassiker sind: Salbei, Thymian, Lavendel, Schafgarbe, Königskerze, Minze, Melisse, Rosamerin und Engelwurz, Eisenkraut, Alantwurzel, Holunder(Blüten), Johanniskraut, Wacholder, Beifuss und Wermut.  Es konnten aber auch Harze von Bäumen wie Kiefer- oder Fichtenharz im Wald gesammelt und mit den Kräutern zusammen gemischt werden. Solltest Du selbst eine Mischung machen, dann bitte 3/4 Kräuter und etwa 1/4 Harze benützen. Das wäre eine optimales Mischungsverhältnis.

Aus der Aromatherapie ist bekannt, dass die ätherischen Öle, die beim Verräuchern freigesetzt werden, wie Thymian, Wacholder und Weihrauch unteranderen desinfizierend wirken. So wurden früher auch Kranken- und Sterbezimmer damit ausgeräuchert.

Es gibt viele verschiedene gesundheitliche Aspekte, die das Räuchern befürworten. Wer sich damit weiter beschäftigen möchte, erkundige sich in der Apotheke oder in der Drogerie.


Das war so ein kleiner Abriss über das Thema Räuchern. Ein sehr spannendes Thema;)
Ich hoffe, es hat Euch gefallen. Es gäbe sicherlich Vieles zu ergänzen, vielleicht weiss jemand von Euch noch etwas dazu? Dann schreibt es mir doch in den Kommentar!

Euch allen weiterhin schöne Festtage!
Herzlich, Rita


MerkenMerken

14 Kommentare:

  1. ein spannendes thema und wunderbar geschrieben.
    vielen dank.

    liebe grüsse
    christa

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Rita,
    ich möchte mich bedanken für diese interessante Einführung in das Thema. Es geht heute so viel verloren.
    Liebe Grüße, Marita

    AntwortenLöschen
  3. Danke für den Überblick!
    Räuchern aht in unserer Gegend schon lange keine Tradition mehr - es verschwand hier in der Kindheit meienr Großeltern, die haben es im Erwachsenenleben nicht mehr angewandt. Ich versuche das weider ein wenig Leben reinzubringen. Aber dass etwas "zu einem gehört" benötigt es Zeit. Mal schauen, vielleicht wird mein Sohn es als Kindheitserinnerung speichern.

    Leben und Tod gehören ganz, ganz eng zusammen. Ich verstehe nicht warum unsere Generation Kinder da so ganz aus dem Thema rausdrängt.

    Beim Ministrierern habe ich auch immer das Weihrauchfass gehalten und wie du geschwenkt was nur ging ;-)

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Rita, das ist so spannend, all die Geschichte und das alte Wissen! Wenn ich damit vergleiche, Räuchere ich wohl ziemlich unbedarft... aber dafür halt nach Gefühl und Wohlbefinden. Mir persönlich ist das Räuchern mit Kohlen im Haus zu stark, deshalb ziehe ich im Winter kleine "Stövchen" oder Windlichter nur mit Kerze darunter vor, idealerweise mit einem feinen Sieb. Die ganz perfekte Lösung habe ich noch nicht gefunden und bin immer noch etwas am herumprobieren. Liebe Grüsse, Miuh

    AntwortenLöschen
  5. liebe Rita, das Räuchern und den Ursprung hast du aber sehr liebevoll und so persönlich beschrieben. Das Ausräuchern von Räumen ist hier im Norden völlig unbekannt, wahrscheinlich weil wir so viel Wind und salzige Luft haben. Allerdings erinnere ich mehr gut und Räucheröfen und räucherkammern und extra Räucherzüge in alten Häusern. Dort wurde in meiner Kindheit auch noch geräuchert. Dazu gabe es auch noch Räucherkten. Die Bwewohner lebeten meist in zwei Räumen. Gekocht und geräuchert wurde auf dem offenner Herdstelle in der Diele. Dort hingen im Dach die Schinken, Speckseiten un d die Würste des Dorfes. So lebte in meinem Heimatdorf ein sehr altes Ehepaar, Opa und Oma fellern in einer so kelien Räucherkat. Sie feierten eiseren Hochzeit und wurden weit über 90 Jahre alt.
    Und dabei lebten sie all die Jahre in diesem Häuschen , mit Wasserpumpe draußen, ubd eben sehr einfach in ihrer schlichten Tracht.
    Selbst wäre es heute undenkbar bei all dem Wissen um Rauchgefahren, aber sie beide hat es auch konserviert. liebe Grüße von Frauke aus Schleswig- Holstein

    AntwortenLöschen
  6. iebe Rita unter diesem Link
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Rade_b._Rendsburg

    sind Bilder der beiden Räucherkaten in meinem Heimatdorf. Die erste, war auch die erste Schule in dem Dorf, heute wird sie noch von einem verein erhalten. In der zweiten Kate wohnt noch ein Enkel der früheren Besitzer, der leider nicht so viel geld zum Erhalt hat.

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Rita,
    ich danke dir herzlich, dass du uns an deinem Wissen teilhaben läßt! Dir und deiner Familie wünsche ich einen schönen Jahreswechsel und einen guten Start in das neue Jahr 2018!
    LG Tina

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Rita, echt sehr spannend.
    Besten Dank.

    wann kommst Du zu uns auf Hausbesuch:-)
    würden Dir natürlich das Gästebett herrichten:-)
    erst wenn wir wieder purlimunter sind.

    herzlichst und alles Liebe für's 2018

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Rita,
    mit ganz viel Interesse habe ich deine Triologie über das Räuchern gelesen.
    Deine Beiträge - in Verbindung mit Karens Kräutern vom 21.12. im Teeadventskalender haben mich neugierig gemacht.
    Ich möchte unbedingt noch mehr erfahren und im nächsten Jahr hoffentlich auch selbst Kräuter und Blüten sammeln.
    Deine Räucherstangen finde ich einfach wundervoll.
    Hab Dank für die ausführlichen Postings zu diesem Thema.
    Claudiagruß

    AntwortenLöschen
  10. "Ein kleiner Abriss"- also du hast da jetzt weit mehr für unszusammengesammelt und richtig gut beschrieben! Hab vielen Dank dafür! Es macht einem grad gluschtig...

    AntwortenLöschen
  11. Danke für die tolle Info Reihe....ich lese gerne auf deinem Blog.... Da bei ungerade die Krankheitswelle abklingt habe ich heute mit Salbei geräuchert....ich hoffe es hilft die Bakterien zu vertreiben..... Wie oft kann/ sollte man den räuchern? Kann man es ein paar Tage hintereinander machen?
    Viele Grüße silke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Silke
      Ich kann Dir da keine genaue Angabe machen, es ist jedem selbst überlassen, wie oft man Räuchern möchte. Ich denke, Du musst Dich dabei wohl fühlen und das gute Lüften danach finde ich wichtig. Wenn Du gerne mehrmals räuchern möchtest, dann tu das. Du wirst sicher selbst spüren, wann es für Dich reicht und die Atmosphäre in den Räumen wieder "richtig" anfühlt;)
      Sei ganz lieb gegrüsst und DANKE für Deinen lieben Kommentar! Herzlich, Rita

      Löschen
    2. Danke für deine Antwort..... Ich glaube ich werde nächste Woche nochmals durchgehen;) vielleicht hilft es auch den Winter zu vertreiben;). Und ich würde die orangene Jacke Stricken;) Farbe ist immer gut...liebe Grüße Silke

      Löschen
  12. Ein sehr interessanter Beitrag... bei einem Urlaub im Hotel in St. Martin also aus der Umgebung, wo deine Oma herkommt, habe ich einen Laden entdeckt der sich ganz auch Räucherdüfte konzentriert hat... Da ich das da schon interessant fand habe ich mich sehr über deinen Artikel gefreut

    AntwortenLöschen

Wenn du ng hinterlassen möchtest, freue ich mich sehr, weise dich jedoch (bezugnehmend auf die DSGVO) vorsorglich darauf hin, dass Angaben zu deinem Namen, der E-Mail und IP- Adresse, ggf. Homepage, die Nachricht selber sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars gespeichert werden.
Du kannst den Kommentar jederzeit selber wieder löschen, oder durch mich entfernen lassen. Mit der Veröffentlichung deines Kommentares erklärst du dich hiermit einverstanden!

Kommentare, die Direktlinks zu unbekannten, bzw. Seiten ohne erkennbare URL- Adresse beinhalten, werden aus Sicherheitsgründen direkt gelöscht. Dafür bitte ich um Verständnis.
♥ DANKE ♥
(Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung hier auf meinem Blog.)
©